Angststörungen und Panikattacken

Ursachen, Symptome und Therapie von Angst

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Angststörung

Angsterkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen. Betroffen sind zehn bis 15 Prozent aller Menschen (1). In Europa leiden rund 61,5 Millionen Patienten (2) – zwei von drei sind Frauen. Die ersten Symptome zeigen sich oft meist schon im frühen Jugendlichen-Alter bis etwa 40 Jahre auf. Psychotherapeuten unterscheiden zwischen der generalisierten Angststörung, Panikattacken und Phobien – wobei die Übergänge oft fließend sind. Nicht selten belasten die Patienten also mehrere Angstzustände gleichzeitig. Die Angststörungen belasten die Lebensqualität entscheidend.

Tückisch ist, dass unbehandelte Ängste oft nicht mehr weggehen, sondern noch weitere psychische Beschwerden auftreten. Nicht selten steht am Anfang auch ein rein organisches Leiden, wie zum Beispiel eine Überfunktion der Schilddrüse mit Nervosität und Gereiztheit, ein Herzstolpern oder neurologische Störungen.

Was ist eine Angststörung?

Eigentlich ist Angst ein gutes Gefühl. Das Gefühl gehört zum Menschsein. Angst warnt und beschützt uns vor realen Gefahren. Sie führt dazu, dass die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin ausgeschüttet werden – und der Körper in Sekundenschnelle auf eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion vorbereitet ist. Bei Gesunden wirkt Angst wie das Schmieröl für den Motor. Sie spornt zu Höchstleistungen an, stimuliert das Nervensystem, fördert die Karriere. Doch Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Ängsten, die zur Folter werden.

Mit der Angst ist es wie mit den anderen psychischen Erkrankungen auch: Zunächst ist es normal, sich vor Spinnen zu ekeln, sich in Menschenmassen unwohl zu fühlen, ein schnelles Herz und eine zittrige Stimme im Vorstellungsgespräch zu haben. Jeder ist mal schlecht drauf – und hält sich dann von anderen Menschen oder bestimmten Situationen fern. Nimmt diese Attacke aber einen ständigen Platz im Alltag ein, schränken das Arbeits- und Privatleben ein und treten ohne reale Bedrohungen auf, ist eine Angststörung wahrscheinlich. Auch körperliche Symptome wie Herzrasen, Schwindel, Übelkeit, Schmerzen oder Atemnot treten bei Betroffenen mit einer vermeintlich extremen Stärke auf.

Angststörung Symptome – Von akuten Symptomen und chronischem Leid

Meist zeigen sich die ersten Anzeichen einer Angststörung im Alter von Jugendlichen.

Zu den typischen akuten Symptomen zählen:

  • plötzlich auftretende Angstattacken, extreme Gefühle wie Todesangst oder „Panikattacken“ über einige Minuten.
  • Angst vor engen Räumen, Menschenmengen, weiten Plätzen.
  • langanhaltende Sorgen.
  • Angst vor kritischen Beurteilung durch andere Menschen.
  • Angst vor einzelnen Objekten oder Situationen wie Spinnen, Spritzen, Fliegen, Fahrstühlen, Höhe.

Angst geht oft auch mit körperlichen Symptomen einher. Dazu gehören:

  • Herzrasen
  • Anspannung
  • innere Unruhe
  • Nervosität
  • beschleunigter Puls
  • Schwitzen
  • Zittern
  • Atemnot
  • Schwindel
  • Übelkeit

Bleibt die Störung unerkannt und unbehandelt, nimmt sie oft einen chronischen Verlauf. Studien zeigen, dass etwa jede dritte Angststörung dauerhaft bestehen bleibt. Auch erhöhen frühe Angsterkrankungen das Risiko, dass die Patienten mit den Jahren weitere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder substanzgebundene Störungen wie eine Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenabhängigkeit entwickeln. (3) Zudem erhöhen Ängste Untersuchungen zufolge das Risiko für Herzkreislauferkrankungen und Krebs.

Was sind die Ursachen einer Angststörung?

Angststörungen haben verschiedene Ursachen, sie zählen zu den komplex-genetischen Erkrankungen. Es gibt mehrere Umweltfaktoren wie negative Lebensereignisse, die kombiniert mit verschiedenen genetischen Faktoren zu Ängsten führen. Zu den negativen Lebensereignissen zählen neben

  • chronischen Erkrankungen
  • Missbrauch,
  • Gewalt,
  • Trennungen.

Viele Patienten erlernen die Angst in ihrer Familie. Die Basis bereiten:

  • überängstliche Eltern,
  • ein übertriebener Perfektionismus,
  • ein prinzipiell unsicheres Gefühl zum Leben.

Wenn Eltern an jeder Ecke Gefahren wittern, übernehmen oft auch die Kinder das übervorsichtige Verhalten. Lernen Kinder nicht, selbstständig mit ihren Ängsten umzugehen, kann das zum Beispiel in eine sogenannte generalisierte Angststörung auslösen. Aus Familienstudien weiß man: Angehörige ersten Grades von Patienten mit einer Panikstörung haben auch ein drei bis fünffach erhöhtes Risiko für Panikattacken. Zudem begünstigen gesellschaftliche Umstände wie finanzielle Sorgen, Arbeitslosigkeit oder die Furcht vor dem sozialem Abstieg Angsterkrankungen.

Ängste sind erlerntes Verhalten

Lernen spielt in der Entstehung und in der Aufrechterhaltung von Ängsten eine wichtige Rolle. Denn der Körper lernt im Zuge der Erkrankung zunächst, auf bedrohlich empfundene Situationen oder Gegenstände mit noch größerer Angst zu reagieren. Der Lernprozess des Gehirns besteht dann darin, dass es sich entlastend anfühlt, wenn man die angstauslösende Situation meidet.

Experten sprechen von der sogenannten operanten Konditionierung. Der Angstpatient geht also nicht mehr aus dem Haus, wenn er Menschen fürchtet. Er steigt nicht mehr in das Auto, weil Angst vor einem Unfall hat. Die operante Konditionierung verhindert, dass der Betroffene erfährt, dass ihm eigentlich keine Gefahren drohen, wenn er sich der angstauslösenden Situation stellt.

Langfristig entsteht ein Teufelskreis:

  • Durch das ausgeprägte Vermeidungsverhalten erhält er die ohnehin schon überhöhte Furcht aufrecht.
  • Mit der Zeit kommen weitere Situationen hinzu, die der Angstpatient als übertrieben gefährlich erlebt – und in der Folge auch noch meidet. So isoliert er sich immer mehr.
  • Er meidet alle belebten Orte.
  • Irgendwann hat er Angst vor der Angst.

Auch begleitende körperliche Beschwerden nimmt er häufig übertrieben wahr. So deutet ein Patient mit Panikattacken Herzrasen oft als Zeichen für einen Herzinfarkt. Schwindel wird in seiner Wahrnehmung zu einem Vorbote einer Ohnmacht.

Was sind die häufigsten Angststörungen?

Experten unterscheiden verschiedene Angststörungen. Manchmal passiert es, dass sie zusammen auftreten oder ineinander übergehen.

Häufig sind vor allem die

  • Panikstörungen,
  • die soziale Phobie,
  • die generalisierte Angststörung.

Bei vielen Patienten gesellt sich zu der Angst eine Depression, Experten sprechen von der sogenannten komorbiden Angststörung. „Durch die Angst fühlen sich viele dieser Patienten minderwertig, weniger leistungsfähig, haben insgesamt eine negative Selbsteinschätzung“, sagt Dr. Sabine Hoffmann, leitende Psychologin im Theodor-Wenzel-Werk Berlin.

„Zusätzlich zu der Angst sind sie niedergeschlagen und hoffnungslos und haben weitere depressive Beschwerden.“
Dr. Sabine Hoffmann

Panikattacken

Eine Panikstörung geht mit wiederholten Panikattacken – scheinbar aus dem Nichts – einher. Begleitend treten

  • Herzrasen,
  • Brustschmerz,
  • Erstickungsgefühle,
  • Übelkeit, Schwitzen,
  • Zittern und Schwindel dazu.

Die Betroffenen erleben sich selbst oder die Umwelt als fremd und unwirklich und haben Angst, in Ohnmacht zu fallen, zu sterben oder verrückt zu werden. Die Panik kann bis zu einer halben Stunde andauern. Ihre ausgeprägten körperlichen Reaktionen interpretieren Betroffene oft als organisches Leiden wie zum Beispiel eine Herzerkrankung.

Oft tritt die Panikattacke zusammen mit einer sogenannten Agoraphobie auf. Das ist eine Angst, sich auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten, Kaufhäuser oder Geschäfte zu betreten, in Menschenmengen, Kinos oder engen geschlossenen Räumen zu sein.

Generalisierte Angststörung

Menschen mit einer generalisierten Angst

  • leben in übertriebener Sorge, zum Beispiel um ihre Kinder und ihre Angehörige.
  • Sie fürchten um ihre Existenz, wenn die Waschmaschine kaputt ist.
  • Sie haben Befürchtungen die Arbeit zu verlieren, wenn der Chef nicht grüßt.
  • Bei Schmerzen kommt umgehend der Gedanke an eine lebensbedrohliche Erkrankung.

Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer. Die Angstgefühle nehmen einen großen Teil im Alltag ein – typischerweise führt die diffuse Besorgnis zu noch mehr Angst.

Zusätzlich schlafen die Betroffenen schlecht, sind unruhig, gereizt, müde und können sich nicht konzentrieren. Körperliche Reaktionen sind:

  • Schwitzen,
  • Zittern,
  • Herzklopfen,
  • Schwindel,
  • Benommenheit,
  • Mundtrockenheit,
  • Magen-Darm-Beschwerden.

Die dauerhafte körperliche Anspannung interpretieren die Patienten wiederum als bedrohlich: Sie sind in einem Teufelskreis gefangen, dem sie alleine meist nicht mehr entkommen.

Soziale Phobie

Eine soziale Phobie beschreibt eine Situationsangst – Betroffene fühlen sich überall kritisch beobachtet und bewertet. Eine soziale Phobie kann die Angst auslösen, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, peinlich zu sein, vor anderen Menschen zu sprechen oder an einer größeren geselligen Runde teilzunehmen.

Betroffene verweigern sich sozialen Kontakten und werden immer unsicherer und ängstlicher – bis schließlich die eigene Wohnung als einzig sicherer Ort übrigbleibt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Angststörungen sind Männer von einer sozialen Phobie genauso häufig betroffen wie Frauen. Neben sozialen Phobien gibt es noch spezifische Phobien, mit Symptomen wie zum Beispiel Panik vor Spinnen oder Höhe.

Wie wird die Diagnose einer Angststörung gestellt?

Oft bringen Patienten einen langen Leidensweg hinter sich, bevor sie die Diagnose Angststörung bekommen. Angstpatienten suchen Ärzte oft mit ihren körperlichen Symptomen auf und verschweigen die Stärke ihrer Angst zunächst. Da Ängste tatsächlich Ursache und Folge von körperlichen Symptomen sein können, sollten nur Experten wie Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sowie ärztliche oder psychologische Psychotherapeuten die Diagnose stellen.

„Wir führen fundierte Gespräche und eruieren mithilfe von Situations- und Verhaltensanalysen und Fragebögen, ob die Angst das hauptsächliche Problem ist oder ob im Rahmen einer anderen psychischen Erkrankung wie zum Beispiel einer Depression auftritt“, sagt Hoffmann.

Die Diagnose Angst erfordert zwei unterschiedliche Kriterien:
1.) Der Patient erlebt den Gedanke an die Angst im Vergleich zur tatsächlichen Bedrohung als unangemessen oder deutlich übertrieben.
2.) Der Betroffene ist durch die Angst erheblich psychisch und körperlich belastet.

Körperliche Ursachen können zudem anhand von Untersuchungen

  • des Blutes,
  • der Herzerregung (EKG),
  • einem Lungenfunktionstest,
  • MRT und CT
  • der Funktion des Gehirns mittels EEG ausgeschlossen werden.

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Wie sieht die Therapie einer Angststörung aus?

Es gibt eine wirksame Behandlung gegen Angststörungen: Dazu zählen die
1.) kognitive Verhaltenstherapie,
2.) Selbsthilfemaßnahmen
3.) eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten.

Die medikamentöse Behandlung beispielsweise mit Antidepressiva wie Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) erfolgt meist begleitend zur Psychotherapie. Je eher die Angststörung behandelt wird, desto besser ist die Prognose.

Behandlung stärkt Selbstvertrauen

Bei der kognitiven Verhaltenstherapie geht es darum, dass sich der Patient angstbezogenen Situationen oder Reizen stellt und so die Erfahrung macht, dass die Angst mit der Zeit abklingt und die befürchteten negativen Ereignisse nicht eintreten.

Die Therapie stärkt das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, der Patient lernt zielführende Verhaltensstrategien. Eine spezifische Stärke der Verhaltenstherapie ist zudem die Konfrontation mit angstauslösenden Situationen.

Im Theodor-Wenzel-Werk e.V. werden Patienten mit Angststörungen zunächst in Einzeltherapie behandelt. Zudem gibt es neben der Behandlung eine sogenannte Angstbewältigungsgruppe, die stationäre Patienten zweimal die Woche besuchen können. „Hier tauschen sich Angstpatienten untereinander aus, erhalten Hintergrundinformationen, wie sie die unkontrollierbar erscheinende Symptomatik belasten und selbst positiv beeinflussen können“, sagt Hoffmann. Außerdem bietet das Theodor-Wenzel-Werk in der ambulanten Therapie Gruppenangebote.

Gemeinsam und professionell

„Die meisten Angst- und Panikstörungen behandeln wir gar nicht unbedingt stationär, denn auch das schürt ein Vermeidungsverhalten“, sagt Hoffmann. Im Theodor-Wenzel-Werk e.V. arbeiten in einem multiprofessionellen Team

  • Ärzte,
  • Psychologen,
  • Pflegeexperten,
  • Ergo-,
  • Musiktherapeuten und
  • Sozialarbeiter zusammen.

Zudem besteht eine gute Zusammenarbeit mit niedergelassenen Therapeuten.

Wie sieht Selbsthilfe aus?

Auch Entspannungsmethoden und Sport helfen, mit Angstanfällen besser umzugehen. Entspannungsmethoden können die körperliche Anspannung reduzieren – Unruhe, Herzrasen oder Druck auf der Brust werden besser.

Das TWW bietet Unterschiedliches:

  • Entspannungsverfahren wie Ergo-, Musik-, Tanz- und Bewegungstherapie,
  • Gestaltungstherapie,
  • eine Laufgruppe,
  • Yoga
  • die progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

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