Borderline: Symptome, Ursachen, Therapieformen

Wie die Gefühle außer Kontrolle geraten

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Borderline-Syndrom

Ein falsches Wort genügt, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Ein verschüttetes Glas reicht, dass die Stimmung kippt. Ohne Vorwarnung entlädt sich eine unbändige Wut, macht sich Verzweiflung breit, gerät das emotionale Gleichgewicht bei Menschen mit Borderline-Syndrom aus der Balance. Häufig sind Betroffene keine 30, wenn die innere Spannung unerträglich wird, der Leidensdruck so hoch, dass sie sich verletzen müssen, um sich zu spüren.

Borderline beschreibt das Wechselbad
zwischen Selbstliebe und Selbsthass.

Die gute Nachricht: Stabilität und Struktur können helfen. Langfristig angesetzte Therapien können es schaffen, Borderlinern einen lebensbejahenden Alltag zu geben, indem sie ihr Selbstwertgefühl aufbauen. So schaffen es viele junge Erwachsene ihre Emotionen zu kontrollieren, eine stabile Beziehung aufzubauen und eine Familie zu gründen.

Das Borderline-Syndrom in Zahlen

Etwa 3 % der Deutschen leiden an Borderline. In stationärer Behandlung liegt der Richtwert von Borderline-Patient:innen bei 15 %. 20 % der ambulanten Therapieplätze sind von Patient:innen mit Borderline belegt. 60 bis 80 % der Patient:innen mit Borderline geben an, als Kind sexuelle missbraucht worden zu sein.

Auffallend ist die hohe Suizidrate, die bei 5–10 % liegt sowie eine Selbstverletzungsrate, die sich zwischen 69 % bis 80 % bewegt. Gut 60 % der Borderline-Erkrankten haben mindestens einmal versucht, sich das Leben zu nehmen. Das höchste Suizidrisiko liegt zwischen dem 20.–30. Lebensjahr. Obwohl die Borderline-Störung genetisch bedingt sein kann, finden sich in 40 % bis 70 % der Fälle, Traumata wie emotionale Vernachlässigung in der Kindheit. Ebenfalls berichten Borderline-Patient:innen von Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch und Misshandlungen. Etwa 75 % der Patient:innen in Therapie sind weiblich.

„Heute Freund, morgen Feind – Menschen mit dem Borderline-Syndrom
leiden unter ihrer extrem instabilen Gefühlswelt. Die Psychotherapie ist anspruchsvoll,
aber das wirksamste Mittel, um funktionierende Beziehungen zu ermöglichen.“
Marian Grosser, Arzt

Definition der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS): Das instabile Innere

Mit dem Borderline-Syndrom erkrankte Menschen sind dazu verdammt, emotional instabil und impulsiv zu sein. Diese toxische Mischung führt dazu, dass ihr emotionaler Haushalt einen permanenten Spannungszustand beschreibt, der von Betroffenen als „schwer auszuhalten“ empfunden wird.

Für die WHO (Weltgesundheitsorganisation) kristallisieren sich zwei Typen von Borderlinern heraus:

  • Impulsiver Typus – Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) können ihre Emotionen schwer kontrollieren und weisen emotionale Instabilität auf
  • Borderline-Typus – Patienten haben u.a. ein gestörtes Selbstbild, starke Stimmungsschwankungen, unbeständige zwischenmenschliche Beziehungen oder Wahnvorstellungen

Um sich aus diesem Zustand heraus zu „helfen“, wiederholen sich bei Borderline-Patient:innen bestimmte Muster. Dazu gehören Selbstverletzungen, wie das sogenannte „Ritzen“, wo sie sich mit Messern oder Rasierklingen in die Haut schneiden, oder mutwillig Verbrennungen zufügen. Ein hoher Konsum von Drogen ist auffällig. Mit dem unmenschlichen Druck, das Gefühl von Anspannung im Körper abbauen zu müssen, testen Menschen mit Borderline-Syndrom die Grenzen des Überlebens aus, wie z.B. auf Brückengeländern zu balancieren oder mit dem Auto über die Autobahn zu rasen. Nur, um einen Zustand der Ruhe und sich selbst zu spüren.

So sind die Formen der Selbstverletzung nicht als Suizidversuche, sondern als Regulativ zu verstehen. Sie dienen nicht dazu sich umzubringen, sondern die unerträgliche Spannung zu mindern, was zur Folge hat, dass der Körper zunehmend kein Gefühl von Schmerz mehr spürt. Das kann so weit gehen kann, dass Schmerz nicht mehr wahrgenommen wird.

Sprachlos, regungslos – für manche Betroffene ist es nicht mehr als ein diffuses Dasein im Nebel

Zwischenmenschliche Beziehungen mit Borderline-Patient:innen sind schwer zu führen oder durchzuhalten. Ein schwankendes Selbstwertgefühl, dazu die Angst verlassen zu werden im Widerstreit mit der Angst vor zu viel Nähe sind ein zentrales Merkmal von Borderline-Kranken.

Verlustängste können übermächtig werden, sodass sie für den Erkrankten schwer auszuhalten sind und zu extremen Zuständen des Angespanntseins führen. Nachvollziehbar, dass Partnerschaften an diesen Schamgefühlen, Ohnmacht und selbstverachtenden Zweifeln von Borderlinern scheitern. So ist ein nicht enden wollender Kreislauf die Folge, aus der diese Menschen ohne ärztliche Hilfe kaum herausfinden. Auch im Umgang mit Arbeitskollegen fallen diese Stimmungs- und Gefühlsschwankungen negativ auf.

Diagnose Borderline: Wenn der Verdacht Gewissheit wird

Der erste Schritt zur Diagnose ist eine gründliche Anamnese durch den Facharzt. Für die Anamnese werden der Patient und, wenn möglich, andere Bezugspersonen befragt, vor allem die Eltern. Für die Diagnose müssen andere seelische Störungen, die mit teils ähnlichen Symptomen einhergehen, ausgeschlossen werden. Dazu gehören zum Beispiel schizophrene Störungen und Störung des Sozialverhaltens.

Dabei sind folgende Fragen wichtig, um die Borderline-Persönlichkeitsstörung festzustellen:

  • Sind die Symptome schon in der Kindheit oder Jugend aufgetreten?
  • Sind die Symptome typisch für die betroffene Person? (z.B. aggressives Verhalten nicht nur gegenüber Angehörigen, sondern auch Mitschülern, oder Angst vor dem Verlassen werden)
  • Treten die Symptome der Erkrankung in unterschiedlichen Lebenssituationen auf?
  • Wie hoch ist der persönliche, psychische Leidensdruck des Borderline-Patienten?

Bei der Borderline-Persönlichkeit weichen Erleben und Verhalten der Betroffenen deutlich von den Normen ab und in mindestens zwei der folgenden Bereiche:

  • Kognition: Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung sehen und interpretieren ihre Umwelt anders als andere Menschen.
  • Affektivität: Betroffene mit dem Borderline-Syndrom erleben ihre Gefühle sind intensiver als gewöhnlich und reagieren unangemessen.
  • Impulsivität: Die Krankheit bewirkt, dass Betroffene ihre Impulse schlecht beherrschen können. Sie haben den Drang, Bedürfnisse sofort zu befriedigen zu müssen.
  • Beziehungen: Die Beziehungen zu den Mitmenschen, inklusive den Angehörigen sind gestört.

Um die Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (gemäß ICD 10) stellen zu können, müssen somit mindestens drei der folgenden Merkmale zutreffen:

  • Deutliche Tendenz, unerwartet und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln (fehlende Impulskontrolle)
  • Deutliche Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, vor allem, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden (Wut)
  • Neigung zu Wutausbrüchen oder Gewalt mit Unfähigkeit, das explosive Verhalten zu kontrollieren
  • Schwierigkeiten, Handlungen beizubehalten, die nicht unmittelbar belohnt werden
  • Unbeständige Launen, häufige Stimmungsschwankungen oder Gefühlsschwankungen (Affektinstabilität)

Zusätzlich müssen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein, die für das Borderline-Syndrom spezifisch sind:

  • Störungen und Unsicherheit des Selbstbilds, der persönlichen Ziele und Vorlieben (einschließlich der sexuellen)
  • Neigung, sich in intensive, aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge emotionaler Krisen
  • Übertriebene Bemühungen, ein Verlassenwerden zu vermeiden
  • Selbstverletzendes Verhalten, Suiziddrohungen und -versuche
  • Anhaltende Gefühle von Leere

Um eine verlässliche Diagnose eines Borderliners zu stellen, verwenden Fachärzte Diagnoseschlüssel, die international standardisiert sind. Mit diesem Schlüssel, einem ausführlichen Anamnese-Gespräch sowie diversen Tests hat der Arzt mehrere Werkzeuge zur Hand, die es ihm erlauben, andere psychische Erkrankungen auszuschließen. Da sich bei Patient:innen Symptome und bestimmte Verhaltensmuster überlagern oder unterschiedlich ausgeprägt sind, ist das Identifizieren der Krankheit komplex, da viele der Erkrankten zudem Depressionen oder Essstörungen mitbringen.

Häufig haben Personen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) zusätzlich eine oder mehrere zusätzliche Diagnosen.

Begleiterkrankungen

Begleiterkrankungen, die auf klinischen Studien mit stationären Erkrankten basieren und die häufig eine stärkere Symptomatik im Vergleich zu ambulanten Patient:innen aufweisen, können sein:

  • Depression: Schätzungen zwischen 30 und 87%.
  • Medikamenten- und Drogenmissbrauch: 64–66%
  • Posttraumatische Belastungsstörung: 46–56%
  • soziale Phobie: 23–47%
  • eine Zwangsstörung: 16–25%,
  • eine Panikstörung: 31–48%,
  • eine Essstörung: 29–35%
  • Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung (ADHS): bis zu 60%

Borderline: Symptome anerkennen, macht alles leichter, auch die Therapie

  • Instabil und wütend: Die Kontrolle über Gefühle und Impulse zu verlieren, sind typisch für Patienten mit Borderline-Syndrom. Eine übertriebene Reaktion, wie bei Nebensächlichkeiten die Fassung zu verlieren oder einen Streit eskalieren zu lassen, sind der Alltag eines Borderliners. Explosiv, wütend und instabil sind, charakterisieren die Wesenszüge, die aus Selbstzweifeln und einer großen Unsicherheit herrühren. Angefangen von der sexuellen Ausrichtung bis hin zur Umsetzung von Plänen und Zielen – Borderliner sind instabil.
  • Sensibel und überfordert: Der tägliche, emotionale Stress beschreiben Patienten mit einer außer Kontrolle geratenen Achterbahnfahrt der Gefühle. Schon eine Kleinigkeit kann für sie einen explosiven Gefühlsausbruch, wie Wut oder Heulkrämpfe, zur Folge haben. Emotional überfordert und unter Druck gesetzt, halten diese Ausbrüche zwar nicht lange an, hinterlassen aber eine starke innere Unruhe.
  • Ritzen, weil angespannt: Borderliner verletzen sich, wenn sie die Anspannung im Körper nicht mehr aushalten. Sie entlädt sich, indem man sich in die Haut ritzt oder sich andere lebensgefährliche Verletzungen am Körper zufügt.
  • Andere Formen selbstzerstörerischen Verhaltens: Übermäßiger Konsum von Alkohol und Drogen, Essstörungen, hochriskante Sportarten oder Risikosex.
  • Verhaltensweisen, die wie ein Suizidversuch wirken, sind für die Betroffenen ein verzweifelter Versuch, die innere Anspannung in den Griff zu kriegen.

Symptome der Dissoziation

Unter einer Dissoziation versteht man einen Mechanismus, der es dem menschlichen Gehirn ermöglicht, traumatische Erinnerungen zu ertragen, indem er sie abspaltet. Gedanken an dieses Erlebnis verschwinden aus dem Bewusstsein. Auf Reize, wie Angst, Gerüche oder Stimmen holt das Gehirn diese Erinnerungen hervor. Borderliner können auf diese „Trigger“ mit einem Zustand der Trance reagieren. Sie sind dann nicht in der Lage sich zu bewegen oder zu sprechen. Ihr Körper kann es nicht mehr nachempfinden, sodass der Betroffene versucht, sich durch Selbstverletzungen in die Realität zurückzubringen.

Symptome der Derealisation/Depersonalisation

Es gibt Zustände, in denen Borderliner die Realität in Form von Derealisation wahrnehmen, ihre Umgebung ist ihnen fremd und scheint unwirklich. Auch eine Depersonalisation des eigenen Ichs ist ein Symptom; die eigenen Emotionen werden als fremd und losgelöst empfunden.

Schwarz-Weiß-Denken

So kann es sein, dass Betroffene ihre Mitmenschen zunächst überhöhen, geradezu idealisieren, um sie bei der noch so geringfügigen Enttäuschung abzuwerten. Dieser emotionale, plötzliche Umschwung ist ein typisches Borderline-Symptom.

So scheitern Partnerschaften mit Menschen mit diagnostizierten Borderline-Syndrom häufig. Die verzweifelte Suche nach menschlicher Nähe, sich an sie zu klammern, steht der Angst, enttäuscht zu werden in Form von Abweisung gegenüber.

Gefühl der Leere

Borderline-Patient:innen sind unsicher. Sie haben das Gefühl für sich selbst verloren und wissen nicht mehr, was ihnen gut tut oder schlecht für sie ist. Schwierigkeiten mit ihrem eigenen Ich führen zu Leere und Langeweile. Sie wissen nicht mehr, was Ihre Ziele und Wünsche sind. Ihnen fehlt ein Antrieb. Borderliner sind einsam, instabil und zerbrechlich.

Borderline-Persönlichkeitsstörung im Alltag und in der Familie

Mütter und Väter mit Borderline

Männer oder Frauen, die ein Kind erwarten und eine Borderline-Persönlichkeitsstörung haben, müssen nicht zwangsläufig schlechte Eltern sein. Es bedeutet nicht, dass ihr Kind zwangsläufig am Borderline-Syndrom leiden wird. Dennoch ist die Sorge und der Selbstzweifel groß, dem Kind nicht gerecht werden zu können. Ist die Bereitschaft da, sich auf eine therapeutische Behandlung einzulassen, kann das das Kind vor der Erkrankung schützen.

Dennoch sollte man die mögliche Überforderung des Eltern-Daseins ernst nehmen. Zu hohe Erwartungen an sich selbst und der Anspruch, dass es dem Kind besser als dem Betroffenen selbst gehen soll, können dazu führen, dass es überbehütet aufwächst und ihm durch die Eltern der nötige Raum zur Entwicklung versagt bleibt.

Als Borderliner sich in die Verantwortung zu begeben, ein Kind groß zu ziehen, ist eine Herausforderung.

Ein Kind zu erziehen und mit ihm zu leben, ist für Borderline-Patient:innen eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Allein die eigenen traumatischen Erinnerungen, die das Kind wecken kann, können überfordernd sein. Das kann bewirken, dass der Elternteil sich wieder in die Kinderrolle versetzt. Aggression und eventuell Gewalt gegen das Kind sind nicht auszuschließen.

Schule und Beruf

Von Borderline betroffenen Menschen haben es schwer eine Ausbildung zu ergreifen oder einen Beruf auszuüben. Langjährige Aufenthalte in Kliniken oder die andauernde therapeutische Behandlung hindern sie daran. Erst ab dem 30. Lebensjahr nehmen die emotionalen Ausbrüche und die Intensität der Krankheit ab.

Kinder leiden mit

Je schwerer das Borderline-Syndrom bei einem Elternteil ausgeprägt ist, desto mehr müssen Kinder in dieser Umgebung leiden. Sie sind dem emotionalen Wechselbad von Gefühlen hilflos ausgesetzt und werden verunsichert durch Abweisung und übertriebener Nähe.

Das zeigt ihr Handeln, indem sie versuchen, den Ansprüchen des Borderliners zu genügen. Es erfolgt ein Rollentausch, indem die Kinder sich um die Eltern kümmern und zu früh Verantwortung übernehmen, die sie kaum erfüllen können. Dabei werden eigene Bedürfnisse unterdrückt, die später zu psychischen Problemen führen können.

Eltern mit Borderline-Syndrom sollten sich Unterstützung suchen. Mit therapeutischer Hilfe lernen Eltern, die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrzunehmen. Auch die Kinder lernen zu verstehen, was es mit der Krankheit ihres Elternteils auf sich hat und können schwierige Situationen besser meistern.

Ursachen und Risikofaktoren bei Borderline: Der Grenzgang zwischen Neurose und Psychose.

Die Ursachen einer Borderline-Diagnose sind noch nicht abschließend geklärt. Es gibt aber Risikofaktoren, die die Erkrankung von Borderline begünstigen können, wenn sie in Kombination auftreten.

Die Risikofaktoren des Borderline-Syndroms:

  • Vererbung: Es darf als erwiesen angesehen werden, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht vererbbar ist, die Veranlagung dazu aber schon. So kann das Zusammenwirken von frühkindlichen Traumata in Kombination mit einer genetischen Veranlagung Auslöser für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) hervorrufen. Das hat eine bisher einmalige Studie an Zwillingen gezeigt.
  • Traumata: Sexueller Missbrauch und körperliche Gewalt in der Familie in frühester Kindheit sind traumatische Erfahrungen und erwiesenermaßen Indikatoren bei der Diagnose Borderline.
  • Vernachlässigung: Wenn Wärme und Zugewandtheit in der Kindheit fehlen oder auch Bezugspersonen in der Familie keinen zuverlässigen Schutz bieten, sind Kinder seelischen Misshandlungen ausgesetzt. Borderline kann eine Folge davon sein.
  • Trennungen: Wenn durch Tod, Trennung oder Scheidung das familiäre Gefüge früh zerbricht, kann das eine Ursache für eine Borderline-Erkrankung.

Allerdings: Ein Automatismus durch Traumatisierung in der Familie ist nicht gegeben. So auffällig die Häufung von Traumatisierungen bei Patient:innen mit dieser psychischen Störung ist, bei einem Teil der Patient:innen entwickelt sich das Borderline-Syndrom auch ohne Vorbelastungen oder traumatische Erfahrungen in der Familie.

Ursachen, die eine Borderline-Erkrankung begünstigen können:

  • Schäden im Gehirn: Bis heute ist nicht abschließend geklärt, ob die Tendenz, Emotionen intensiver als gesunde Menschen zu erleben, angeboren oder durch die durchlebten Traumata entstanden ist. Die Forschung kann zum jetzigen Stand belegen, dass die Kommunikation der Hirnzentren, die die emotionale Verarbeitung kontrollieren, bei Menschen mit Borderline-Symptomen gestört ist. Manche Studien berichten von einer Beeinträchtigung im Frontalhirn. In diesem Teil des Gehirns werden die Impulse gesteuert, Handlungen geplant oder auch gehemmt. Möglicherweise wäre das eine Erklärung für das unkontrollierte, impulsive Verhalten bei Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung.
  • Emotionale Vernachlässigung: Typische Gründe für die Borderline-Störung sind Vernachlässigung im frühen Kindesalter, Misshandlungen, Gewalt und sexueller Missbrauch. Diese traumatischen Erfahrungen brechen im jungen Erwachsenenalter aus.
  • Bindungsängste: Was Borderlinern fehlt, suchen sie in ihrem Gegenüber: Stabilität, Nähe, Wertschätzung und Geborgenheit. Dabei steht neben der Angst sich zu binden, die Sorge enttäuscht zu werden. Die Intensität ihrer Gefühle ist von Partnern kaum aufzufangen – von der Idealisierung hin zur rigorosen Abwertung, alles bis zur Trennung scheint vorprogrammiert.

Alkoholismus, Depressionen oder Schizophrenie in der Familie erhöhen das Risiko an Borderline zu erkranken erheblich.

Borderline-Therapien: Stressbewältigung im Alltag meistern

Borderline ist eine ernste, schwere psychische Erkrankung und sollte ärztlich und therapeutisch begleitet werden. Die Erfahrung von Psychotherapeuten oder Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie können Patient:innen helfen, mit der Krankheit zu leben und vor allem, sich vor sich selbst zu schützen.

Die Herausforderungen, die eine Borderline-Erkrankung mit sich bringt, sind für Patient:innen und Therapeut nicht leicht zu bewältigen. Da Borderline mit einem starken Leidensdruck einhergeht, ist es wichtig, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen.

Da Borderline mit einem starken Leidensdruck einhergeht, ist es wichtig, sich möglichst frühzeitig professionelle Hilfe zu holen.

Zur Bewältigung des Borderline-Syndroms gibt es unterschiedlich anerkannte Therapien. Sie helfen Betroffenen u.a. mit Methoden und Strategien, den Alltag zu bewältigen, Verhaltensmuster abzulegen sowie Ursachen zu behandeln.

Die Dialektische Behaviorale Therapie (DBT) hilft, mit sogenannten Skills den inneren Stress zu bewältigen und negative Gefühle rechtzeitig zu erkennen, um sie unter Kontrolle zu bringen. Sie ist in drei Therapiestufen aufgeteilt:

In der ersten Therapiephase geht es um Stabilisation. Im ersten Schritt soll die eigene Wahrnehmung, Maßnahmen im Umgang mit Krisen und Stress, das Schwarz-Weiß-Denken sowie die Steuerung der eigenen Emotionen behandelt werden
In der zweiten Therapiephase geht es um Akzeptanz der eigenen Vergangenheit
In der dritten Phase der Therapie erlernen die Patient:innen die Strategien und Methoden für sich im Alltag anzuwenden und sich Ziele zu setzen

  • Die schemafokussierte Therapie (SFT) setzt bei eingefahrene Verhaltensmustern an. Die gilt es aufzubrechen und zu bearbeiten. In der Behandlung werden das Misstrauen, die Angst verlassen zu werden und die unerfüllten Grundbedürfnisse dieser Menschen als Kinder ergründet und bearbeitet.
  • Die mentalisierungsbasierte Therapie (MBT): In dieser Phase lernen Betroffene ihre Verhaltensweisen zu verstehen und zu interpretieren. Sie fokussiert das menschliche Miteinander. Borderliner sollen lernen, sich auf andere Menschen einzustellen.
  • Die Übertragungsfokussierte Therapie (TFP): Hier arbeitet der Therapeut an der Bewältigung von Kindheitstraumata. Der Therapeut dient als Projektionsfläche von Vater oder Mutter. Er wird entweder positiv oder negativ gesehen. Der/die Patient:in überträgt seine Beziehungserfahrungen auf den Therapeuten. Das hilft, bestimmte Verhaltensweisen zu erkennen und diese zu einer Veränderung zu bringen.
  • Familientherapie: Wenn es gelingt, bei jungen Menschen, die sich einer Borderline-Therapie unterziehen, die Familie mit einzubeziehen, ist das ein großer Schritt in die die richtige Richtung. Familienmitglieder leiden unter Borderlinern ebenso, wie sie sie unterstützen können, vorhandene Denk- und Verhaltensweisen zum positiven zu verändern. Vor allem, wenn die Borderline-Störung in der Familie ihre Wurzeln hat.

Ist Borderline heilbar?

Borderline-Patient:innen zu therapieren ist für die betroffene Person und für den Arzt oder Therapeuten eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Denn es gehört zum Krankheitsbild eines Borderliners anfangs eine Bezugsperson zu idealisieren, um sie bei der geringsten, noch so kleinen Enttäuschung abzuwerten und die Zusammenarbeit zu beenden.

Im Laufe der Jahre haben sich die Therapie-Konzepte deutlich verbessert. Nach wie vor gibt es wenig Aussicht auf eine vollständige Heilung. Dennoch gibt es für Betroffene Möglichkeiten in Form von Strategien und Maßnahmen, schwerwiegende Störungen in den Griff zu bekommen. So sind Selbstverletzungen oder suizidgefährdete Patient:innen im TWW gut aufgehoben, da hier eine stationäre Borderline-Behandlung angeboten wird. Junge Erwachsene leben in einer vorgegebenen Struktur, die ihnen Halt gibt und Stabilität bietet.

Borderline ist eine Krankheit, die vor allem Menschen unter 30 betrifft. Wenn es gelingt, die soziale Situation der zu behandelnden Person zu stabilisieren und auch die Schwere der Symptome zu verbessern, kann z.B. eine Mutterschaft oder Ehe für die Genesung der/s Patient:in von Vorteil sein. Mit dem 30. Lebensjahr verringert sich die Intensität der Symptome, sodass sich der Umgang und das Zusammenleben mit Borderline-Erkrankten deutlich verbessert.

Medikamente während der Borderline-Therapie

Es gibt Patient:innen, die zusätzlich zu ihrer Therapie Medikamente einnehmen. Da es keine speziellen Borderline-Arzneimittel gibt, greifen die Fachleute auf stabilisierende Medikamente zurück, wie z.B. Lithium. Borderliner mit starken Ängsten können mit Benzodiazepinen behandelt werden, die allerdings süchtig machen können. Sollte der Patient oder die Patientin mit Depressionen zu kämpfen haben, können selektive Serotonin-Wiederaufnahme Hemmer (SSRIs) verabreicht werden.

Informiert sein, hilft – Angehörige von Borderline-Patient:innen

Angehörige von Borderlinern sind großen Belastungen ausgesetzt. Die Stimmungsschwankungen sind für Partner, Kinder und Eltern hart zu ertragen.

Aus diesem Grund sollten sich Angehörige und Freunde ausführlich informieren oder eine ausführliche Beratung in Anspruch nehmen. Je mehr nahestehende Personen der Patient:innen über Borderline wissen, desto besser lässt sich mit der Krankheit ein gemeinsames Leben aufrechterhalten. Wichtig ist vor allem zu lernen, das Verhalten von Borderlinern nicht persönlich zu nehmen.

Das Beste für den Erkrankten ist, wenn ihm nahestehende Menschen auf dem Weg durch die Therapie mit Verständnis und Wohlwollen begleiten. Gerade weil das viel Kraft kostet, sollten sich die Angehörigen auch um ihr seelisches Wohl kümmern. Ein Austausch mit anderen Angehörigen ist auch ein Weg sich Unterstützung und Rat zu holen.

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