Interview

Genesungsbegleitung in der (Akut-)Psychiatrie

Vermittlung von Hoffnung und Perspektiven – Genesungsbegleitung in der (Akut-) Psychiatrie

25.10.2021 | Interview
Genesungsbegleiterin Anke Frey steht vor einer Mustertapete und lächelt in die Kamera

Seit August 2021 beschäftigen die Kliniken im TWW Genesungsbegleiter:innen in der Psychiatrie und weiten deren Stellen stetig aus. Mit der Implementierung des Weddinger Modells in der Psychiatrie im TWW, die seit 2020 mit Chefärztin Dr. Lieselotte Mahler begonnen hat, hat die bewusste Einbeziehung und Anstellung von Genesungsbegleiter:innen, vor allem im akutpsychiatrischen Bereich, besondere Bedeutung erlangt.

Hervorgegangen ist die Genesungsbegleitung aus der Experienced-Involvement-(EX-IN-)Bewegung, die das Ziel verfolgt, Psychiatrie-Erfahrene an der psychiatrischen Versorgung zu beteiligen. Ex-In-Genesungsbegleiter:in oder Ex-In-Erfahrungsexpert:in bezeichnet also eine Person, die eigene Krisenerfahrung hat und selbst in psychiatrischer Behandlung war. Nach dem Abschluss einer Ex-In-Schulung, ist die Person z.B. in der psychiatrischen Arbeit tätig und begleitet andere Menschen durch ihre Krisen hindurch. Im Gegensatz zu angelsächsischen Ländern ist das Berufsbild der Genesungsbegleitung im deutschsprachigen Raum noch recht neu.

Insbesondere steht auch das Vermitteln von Hoffnung und Perspektiven im Vordergrund der Genesungsbegleitung.

Der Grundgedanke und wesentliche Wirkmechanismus ist, dass Genesungsbegleitung die Möglichkeit bietet, sich mit anderen Betroffenen über gemeinsame Erfahrungen, Sichtweisen und Erklärungen austauschen zu können. Das Teilen eigener Krisenerfahrung und die individuelle Begleitung im Finden eigener sinngebender Krankheits- und Genesungskonzepte losgelöst von fachspezifischen therapeutischen Methoden fördern Empowerment und Recovery bei den Betroffenen. Insbesondere steht auch das Vermitteln von Hoffnung und Perspektiven im Vordergrund der Genesungsbegleitung.

In der praktischen Umsetzung kann die Tätigkeit von Genesungsbegleiter:innen ganz unterschiedlich aussehen – von der Unterstützung bei alltäglichen Erledigungen, über die Leitung von therapeutischen Gruppen bis hin zu Einzelgesprächen u.v.m.

Mögliche Aufgaben der Genesungsbegleitung können unter anderem sein:

  • Alltagsbegleitung und Unterstützung bei der Tagesstrukturierung
  • Erstellung von Genesungs- und Krisenplänen
  • Krisenintervention
  • Arbeit mit Angehörigen
  • Angebote zur Freizeitgestaltung
  • Unterstützung beim Aufbau sozialer Kontakte
  • Information über psychosoziale Angebote
  • Mitarbeit bei genesungsfördernden Haltungen und Praktiken
  • Begleitung und Unterstützung bei Entlassung/Aufnahme in Einrichtungen bzw. Einrichtungswechsel oder allgemein bei Behördengängen

Anke Frey, Genesungsbegleiterin in den Kliniken im TWW, gibt in einem sehr persönlichen Interview einen Einblick u.a. in ihre Arbeit als Genesungsbegleiterin, erläutert, wie man Genesungsbegleiter:in wird und wie sowohl Patient:innen als auch das Team der Akutpsychiatrie von ihrer Arbeit profitieren. Viel Spaß beim Reinhören!

Interview mit Genesungsbegleiterin Anke Frey

Das Interview führte Claudia Noack, verantwortlich für die Unternehmenskommunikation des TWW.