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Einen kühlen Kopf bewahren – Hinweise zum Hitzeschutz am Arbeitsplatz

Nun ist er wieder da, der von vielen nach langen grauen Wintertagen ersehnte Sommer. In der Freizeit locken Aktivitäten an … Wasser, Strandbäder, Eis, kühle Getränke und laue Sommerabende….

Aber arbeiten bei Sommerhitze – wie geht das eigentlich?

27.06.2023 | Allgemein

Neben technischen Maßnahmen wie einer Klimatisierung der Räume, deren Umsetzung nicht immer und überall sofort möglich ist, können Arbeitgeber und Mitarbeitende einiges tun, um an heißen Sommertagen gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Reaktion des Menschen auf Hitze

Reaktionen des Körpers

Der menschliche Körper steuert seine Kerntemperatur so, dass sie stetig rund 37 °C beträgt. Steigt die Außentemperatur, bildet sich Schweiß. Wenn dieser verdunstet, wird der Körper gekühlt. Es erhöhen sich Hauttemperatur und Herzfrequenz. Dies ist für den gesunden Menschen in der Regel harmlos.

Flüssigkeitsbedarf
Schwitzen führt zu erhöhtem Flüssigkeits- und Mineralienverlust. Dementsprechend steigt der Bedarf an Flüssigkeit. Als Durstlöscher eignen sich vor allem Mineralwasser, ungesüßte Früchte- und Kräutertees sowie verdünnte Fruchtsäfte.

Leistungsfähigkeit und Empfinden
Laut einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ist die Leistungsfähigkeit bei höheren Lufttemperaturen weiterhin gegeben. Aber man fühlt sich weniger frisch und die Leistungsbereitschaft nimmt ab.

Rechtslage

Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) fordert im Anhang 3.5 für Arbeitsräume während der Nutzungsdauer eine „gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur“. Ebenso ist ein wirksamer Schutz gegen übermäßige Sonneneinstrahlung vorgeschrieben.

Diese grundlegenden Anforderungen werden in der Technischen Regel für Arbeitsstätten, ASR A3.5 Raumtemperatur, genauer gefasst. Danach soll die Lufttemperatur in Arbeits- und Sozialräumen +26 °C nicht überschreiten. Zudem findet sich hier für Außenlufttemperaturen von über +26 °C ein Stufenmodell mit zu beachtenden Bedingungen und geeigneten Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten.

Trotz dieser Regelungen gibt es für Beschäftigte keinen direkten Rechtsanspruch etwa auf klimatisierte Räume oder Hitzefrei. Nach § 4 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) ist der Arbeitgeber allerdings verpflichtet, die Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit vermieden wird und verbleibende Gefährdungen geringgehalten werden.

Arbeitsstättenregel

Die Technische Regel für Arbeitsstätten, ASR A3.5 Raumtemperatur, sieht folgendes Stufenmodell vor, das Arbeitgeber entsprechend der Außenlufttemperatur und der Temperatur im Büro umsetzen sollen.

Lufttemperatur im Arbeitsraum von +26°C bis +30°C
Wenn die Außenlufttemperatur über +26°C liegt und geeigneter Sonnenschutz bereits verwendet wird, soll der Arbeitgeber Maßnahmen nach ASR A3.5 ergreifen.

Lufttemperatur im Arbeitsraum über +30°C bis +35°C
Der Arbeitgeber muss wirksame Maßnahmen nach ASR A3.5 ergreifen. Dabei sind wie immer im Arbeitsschutz technische und organisatorische Maßnahmen (z.B. Entwärmungsphasen) gegenüber personenbezogenen (z.B. geeignete Kleidung) zu bevorzugen.

Lufttemperatur im Arbeitsraum über +35 °C
Wird die Lufttemperatur im Raum von +35 °C überschritten, so ist der Raum für die Zeit der Überschreitung ohne entsprechende Maßnahmen nicht als Arbeitsraum geeignet.

Maßnahmen am Arbeitsplatz

Folgende beispielhafte Maßnahmen sollen laut Technischer Regel für Arbeitsstätten, ASR A3.5 Raumtemperatur, vom Arbeitgeber im Betrieb bei Hitze durchgeführt werden. Sie umfassen Sonnenschutz, Klimatechnik, Arbeitsorganisation und personenbezogene Maßnahmen.

Sonnenschutz steuern
Rechtzeitig vor Beginn des Sommers sollte überprüft werden, ob alle Sonnenschutzeinrichtungen einwandfrei funktionieren. Der Sonnenschutz muss rechtzeitig heruntergelassen werden und sollte ggf. auch nach der Arbeitszeit geschlossen bleiben.

Frühmorgens lüften
An heißen Sommertagen erwärmt sich die Luft spätestens ab 10 Uhr deutlich. Deshalb sollte in den frühen Morgenstunden gelüftet werden. Lüftungseinrichtungen sind gezielt zu steuern, sodass z.B. eine Nachtauskühlung möglich ist.

Arbeitszeiten in Bürobereichen flexibel gestalten
In Bürobereichen, wo es flexible Arbeitszeiten und Gleitzeit erlauben, zu Zeiten arbeiten, wenn die Innentemperatur noch kühler ist.

Ventilatoren und Klimageräte einsetzen
Ventilatoren verschaffen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Kühlung. Mobile Klimageräte tragen dazu bei, die Temperatur in einzelnen Räumen zu senken.

Bekleidungsregeln lockern
An heißen Tagen hilft ein gelockerter Dresscode. Auf Jackett und Krawatte verzichten, helle Kleidung tragen, kurzärmlige Hemden und Blusen, eine leichte Hose oder ein Sommerrock – all das verhindert, dass sich der Körper überhitzt.

Getränke bereitstellen
Getränke wie Mineralwasser und Saftschorlen unterstützen die körpereigene Wärmeregulation. Auf sehr kalte Getränke (mit Eiswürfeln) sollte verzichtet werden. Das TWW stellt allen Mitarbeiter:innen kostenlos Mineralwasser zur Verfügung.

Eigenes Verhalten
Folgende Verhaltensregeln kann jeder selbst bei Hitze berücksichtigen.

Sonnenschutz nutzen
Schließen Sie Sonnenschutzeinrichtungen möglichst so, dass keine direkte Sonnenstrahlung in die Räumlichkeiten gelangt. Achten Sie dabei auf ausreichendes Tageslicht ohne künstliche Beleuchtung.

Wärmequellen vermeiden
Schalten Sie nicht benötigte Geräte im Büro ab. Das gilt auch für die Beleuchtung.

Bekleidung anpassen
Wählen Sie luft- und feuchtigkeitsdurchlässige, helle, leichte und bequeme Kleidung sowie luftdurchlässige Schuhe. Diese Garderobe erleichtert das Schwitzen und verringert die Hitzebelastung.

Mehr trinken
Der Körper verliert durch Schwitzen viel Flüssigkeit. Während bei +24 °C Raumtemperatur etwa zwei Liter Flüssigkeit an einem Arbeitstag reichen, trinken Sie bei hohen Temperaturen etwa drei Liter oder mehr.

Ernährung anpassen
Nehmen Sie über den Tag verteilt leichte Kost statt deftiger Speisen zu sich. So beugen Sie Magenbeschwerden vor, die bei Hitze häufig auftreten.

Körperpartien kühlen
Benetzen Sie ihre Handgelenke mit kaltem Wasser.

Körpersignale beachten
Nicht jeder verträgt Wärme gleich gut. Achten Sie auf Signale Ihres Körpers und suchen Sie kühlere Bereiche auf, wenn Sie sich nicht wohl fühlen. Achten Sie auf sich und Ihre Kolleg:innen.