Schizophrenie
„Da stimmt etwas nicht”. Bevor Angehörige und Freunde die Anzeichen von Schizophrenie bemerken, können schon Jahre vergangen sein. Betroffene sprechen im Frühstadium von einem veränderten Erleben oder störenden Gedanken. Diese verwirrenden Gedanken weiten sich dahingehend aus, dass die Betroffenen imaginäre Stimmen hören. Auch sind sie durch reflexartige Bewegungen und extreme Reaktionen gegenüber ihren Mitmenschen auffällig.
Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung, bei der Wahrnehmung und Gedanken verändert sind. Menschen, die das erleiden müssen, sind krank, aber nicht verrückt. Dass diese Vorurteile in der Gesellschaft, den Betroffenen darüber hinaus stigmatisieren, macht es für diese Menschen nicht einfacher.
Menschen, die unter einer Schizophrenie leiden, erfüllen oft die Vorurteile von einem Verrückten und müssen auch unter der Stigmatisierung durch unsere Gesellschaft leiden.
Menschen, die an Schizophrenie leiden, erleben die Welt anders als ihre gesunden Mitmenschen. Ihre Gefühlswelt, Sprache und Wahrnehmung weichen stark von anderen ab. Das macht es für sie schwer, ihre Erkrankung zu akzeptieren. Selbst wenn Alltag und Beruf nicht mehr zu bewältigen sind, lehnen viele Betroffene eine Behandlung ab.
Diagnose Schizophrenie: Zahlen, Fakten und Risikofaktoren
Schizophrenie ist weltweit verbreitet und gar nicht so selten. Die gute Nachricht: Der Behandlungserfolg ist gut. Jährlich werden in Deutschland etwa 19 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner diagnostiziert. Bei 82,3 Millionen Menschen sind es pro Jahr etwa 15.600 neu diagnostizierte Schizophrenie-Fälle.
Mit Anfang 20, dem Lebensalter, wo es um Veränderungen, berufliche und soziale Herausforderungen geht, erfahren etwa 1 % in Deutschland eine oft nur einmalige schizophrene Phase.
Rund einer von hundert Deutschen erlebt mindestens einmal in seinem Leben eine schizophrene Episode.
Die erste Schizophrenie ist sehr gut behandelbar, so bilden sich in mehr als 80 % der Fälle die Symptome vollständig zurück. Quer durch alle sozialen Schichten tritt die Krankheit meist vor dem 35. Lebensjahr auf.
- Schizophrenie ist eine Störung aus unterschiedlichen psychischen Bereichen wie Wahrnehmung, Denken, Ich-Funktion, Affektivität und Psychomotorik
- Schizophrenie wird von der WHO als eine der häufigsten psychischen Krankheiten klassifiziert
- Die Suizidrate bei schizophren Erkrankten liegt bei 10 %
- Bei Schizophrenie weist das Gehirn eine strukturelle und funktionelle Veränderung auf
Welche Faktoren können eine Schizophrenie begünstigen?
Genetische Veranlagungen spielen bei der Krankheitsdisposition eine große Rolle: Sie tragen etwa 80 % dazu bei. Schizophrenie kann sich aber auch aufgrund einer Hirnschädigung im frühkindlichen Alter entwickelt haben. Weitere Ursachen:
- Infektionen und Krankheiten während der Schwangerschaft
- Komplikationen während der Geburt
- Hirnhautentzündung
- Alkohol- oder Drogenmissbrauch der Mutter während der Schwangerschaft
- Drogenkonsum in der Pubertät
Genetische Faktoren gelten als wichtigster Nachweis für das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken. Familien-, Adoptions- und Zwillingsstudien belegen, dass die Wahrscheinlichkeit an einer Schizophrenie zu erkranken
- bei Verwandten 1. Grades auf 5 % bis 15 %,
- bei eineiigen Zwillingsgeschwistern eines schizophren Erkrankten erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf 45 % bis 50 % gegenüber 1 % bei der allgemeinen Bevölkerung
Die Erkenntnis, dass das Risiko an Schizophrenie zu erkranken bei eineiigen Zwillingen nicht 100 % beträgt, zeigt, dass auch andere Ursachen die Psychose begünstigen.
Kokain und Co. sind akute Risikofaktoren und mögliche Ursachen
Halluzinogene Drogen wie Psilocybin-Pilze und LSD oder auch Cannabis und Kokain können vorzeitige Auslöser von Schizophrenie sein, oder auch einen Rückfall begünstigen.
Nicht zu verharmlosen ist, dass sich zwischen 1993 und 2004 der Anteil an jungen Leuten, die Cannabis-Erfahrung haben, mit 31 % annähernd verdoppelt hat.
Was ist Schizophrenie? – Definition von Schizophrenie oder auch schizoide Persönlichkeitsstörung
Schizophrenie setzt sich aus zwei Begriffen zusammen, die dem Griechischen entstammen: „schizo“ steht für Spaltung und „phren“, steht für Geist oder Psyche. Der Begriff wurde Anfang des 20. Jahrhunderts geprägt.
Schizophrenie, auch unter dem Begriff Psychose geläufig, ist eine schwere Erkrankung, die auf das Umfeld der Betroffenen eine zum Teil beängstigende, bizarre Wirkung hat. Gefühle, Gedanken, Verhalten und Reaktionen unterscheiden sich von den gesunden Menschen so massiv, dass sich die Erkrankten phasenweise gegenüber ihren Mitmenschen entfremden.
Menschen mit Schizophrenie haben keine gespaltene Persönlichkeit, wie vielfach angenommen wird.
Sie tragen nicht mehrere Persönlichkeiten in sich, die abwechselnd zum Vorschein kommen, wie das bei einer Dissoziativen Identitätsstörung der Fall ist. Experten zählen die Schizophrenie zu den endogenen Psychosen: Eine Erkrankung, die von „innen heraus entsteht“, ohne erkennbare Ursachen oder im Zusammenhang bestimmter Erlebnisse. Menschen, die unter Schizophrenie leiden, nehmen und verarbeiten die Realität ganz anders als gesunde Menschen.
Man unterscheidet zwischen der akuten und der chronischen Krankheitsphase:
- Bei der akuten Schizophrenie sind es Phänomene wie Stimmenhören und Verfolgungswahn. Die Patienten lehnen in dieser Phase jegliche Zuweisung eines Krankseins ab
- Bei der chronischen Schizophrenie überwiegt die Einschränkung bestimmter Funktionen und Emotionalität. Sie äußert sich durch sozialen Rückzug, abnehmende (Freizeit)Interessen, Verarmung des Sprechens, Mangel an Gefühlen, Antriebsstörungen und Vernachlässigung des Äußeren
Schizoide Symptome: so vielfältig wie Gefühle, Angst und Wahn
Eine Schizophrenie beginnt in rund drei Viertel der Fälle mit einem Vorstadium, das mehrere Jahre andauern kann und sich erst später zu einer voll ausgeprägten Schizophrenie entwickelt. Im Rahmen einer Schizophrenie können folgende Krankheitsanzeichen auftreten:
Ich-Störung:
Bei der Ich-Störung ist die Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremden gestört. Die Grenzen zwischen der Außenwelt und dem “Ich” scheinen sich aufzulösen. Manche Betroffene sind überzeugt, dass Außenstehende ihre Gedanken lesen, manipulieren oder sogar „wegnehmen“ könnten. Manche Patient:innen davon, dass sie sich wie “Marionetten” fühlen und dass sie sich ferngesteuert oder auch hypnotisiert fühlen.
Störungen emotionaler Regungen (gestörte Affektivität):
Viele Betroffene sind emotional unberechenbar, wenn sie eine schizophrene akute Phase durchleben. So folgt der Wechsel extremer Stimmungen und Gefühle oftmals unmittelbar hintereinander. Neben Wahnvorstellungen kommt es parallel zu starker Angst und Niedergeschlagenheit.
Bei Patient:innen mit einer chronischen Schizophrenie hingegen sind die Emotionen verflacht. Sie befinden sich in einem gleichgültigen Gefühlszustand und fühlen sich innerlich leer. Gleichzeitig stellt sich die Mimik und Gestik ein. In Fachkreisen spricht man von „Affektverflachung“.
Sozialer Rückzug, Freudlosigkeit und Unnahbarkeit sind typisch für Schizophren-Betroffene
Sozialer Rückzug, sich an nichts erfreuen zu können und auch keine Nähe zuzulassen, ist im permanenten Wechsel mit dem unkontrollierten Überschwang, bei guter Stimmung. Dann gewinnt albern sein und Enthemmung, auch Distanz- und Rücksichtslosigkeit die Oberhand. Diese gestörte Affektivität oder krankhafte Veränderung bei Gesten und beim Gesichtsausdruck treten auch auf, wenn die Gefühlsäußerung mit der augenblicklichen Situation nicht stimmig ist, z.B. lachen, wenn etwas Schreckliches passiert ist.
Kognitive Störungen:
Leiden Betroffene unter Konzentrationsmangel, Gedächtnisschwund oder sind deutlich beeinträchtigt aufmerksam zu bleiben, entspricht das dem Krankheitsbild von Schizophrenie. Diese sogenannten kognitiven Störungen treten bei der Mehrheit der Patienten in starker und behindernder Ausprägung auf.
Denk- und Sprachstörungen:
Die Logik scheint bei Denkprozessen auszusetzen: Sprachliche Äußerungen von Schizophrenie-Betroffenen können deplatziert und unpassend wirken. Die Grammatik setzt aus, Wörter werden neu erfunden. Manchmal können Gedanken- und Sprechfluss stark zu- oder abnehmen. Für den Zuhörer wird es schwierig, dem Betroffenen zu folgen, da Gedanken sich auch abrupt abreißen können.
Wahn:
Beim Wahn entspricht das Erlebte nicht mehr der Realität. Schizophrenie-Patient:innen erleben diese Wahnvorstellung aber als real und lassen sich auch selten von ihrer Umwelt korrigieren.
Nahezu alle Lebensumstände können Gegenstand eines Wahnes werden.
Welche Wahnvorstellungen können bei Schizophrenie auftreten?
- Verfolgungswahn
- Vergiftungswahn
- hypochondrischer Wahn
- Größenwahn (der/die Patient:in fühlt sich zu einer großen Aufgabe berufen)
Das Schwierige hierbei: Wahnvorstellungen lassen sich nicht immer klar von der Wirklichkeit abgrenzen. Unter Wahnwahrnehmung versteht man die falsche Bedeutungszuordnung von Vorgängen in der Umgebung.
Halluzinationen:
Mit Halluzinationen beschreibt man Wahrnehmungsstörungen von Betroffenen, die es in der Realität nicht gibt. Vor allem hörbare Wahnvorstellungen belasten die Erkrankten. Obwohl alle Sinne einbezogen sind, gibt es bei der Schizophrenie eher selten sichtbare Halluzinationen oder solche, die aufgrund von Berührungen ausgelöst werden.
Es gibt verschiedene Typen von “Stimmen”:
- Gedankenlautwerden sind eigene Gedanken des Patient:innen, die sie hören können
- Dialogische Stimmen bezeichnen Unterhaltungen über die eigene Person, die die Betroffenen zu hören meinen
- Kommentierende Stimmen bezeichnen Stimmen, die die Handlungen der Patient:innen beschreiben. Diese können auch aus einem Körperteil kommen
Imperative Stimmen sind Stimmen, die den Betroffenen Befehle und Handlungsanweisungen geben
Auffälligkeiten der Psychomotorik (katatone Symptome):
Bei vielen Schizophrenie-Kranken nimmt die körperliche Aktivität stark ab: Spontanität und Beweglichkeit werden immer seltener. Die betroffene Person wirkt antriebslos. Auch lässt die Reaktion auf Gefühle ebenso wie Zugewandtheit und Kommunikationsfähigkeit nach. Es kann auch zu völliger Reaktions- und Bewegungslosigkeit kommen (Stupor).
Andererseits kann es auch zu starken Bewegungen kommen, die sich zu einer ziellosen Aggressivität steigern können. Ein typisches Symptom kann das Nachahmen oder Nachsprechen des Gegenüber sein. Generell wird das Gegenteil des Gewünschten getan. Dieses Verhalten wird als Stereotypien bezeichnet.
Subtypen der Schizophrenie: Sie passen in keine Schublade
Anhand von Symptomen lassen sich Subtypen von Schizophrenie identifizieren, die sich aber während der Krankheit miteinander verschmelzen können. Es gibt drei Subtypen: Paranoide, Hebephrene und Katatone Schizophrenie.
Für Schizophrenie gibt es keine passenden Schubladen. Dennoch beschreiben die Subtypen lediglich eine Ausprägung der Symptome. Eine klare Einordnung oder Prognose der Patienten in einen der drei Subtypen ist deshalb oft nicht möglich.
Paranoide Schizophrenie
Die paranoide Schizophrenie ist die verbreitetste Form der Störung. Die markantesten Symptome in der akuten Phase sind hier Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Hebephrene Schizophrenie
Eine Ausprägung der Krankheit ist die Hebephrene Schizophrenie: Hier sind die Äußerungen der Betroffenen für das Umfeld oft nicht mehr verständlich oder nachvollziehbar. Das Denken und Fühlen ist so stark gestört, dass ihr Verhalten distanzlos und unannehmbar ist. Die Gedanken und Gefühle wirken für gesunde Menschen unlogisch und ohne Sinn.
Die emotionalen Störungen bei hebephrener Schizophrenie sind distanzlos und unangemessen
Umgekehrt kommt es in akuten Phasen auch vor, dass Betroffene gar nicht mehr sprechen. Die Stimmung der Patienten kann sowohl euphorisch (manisch) als auch gedrückt (depressiv) sein. Diese Stimmungsschwankungen ähneln den Symptomen einer bipolaren Störung und können daher leicht verwechselt werden.
Katatone Schizophrenie
Bei diesem Subtyp der Schizophrenie ist die psychomotorische Störung auffällig. Die Motorik der Bewegungen wirkt unkontrolliert und seltsam. Hände, Arme und Beine vollführen Verrenkungen, der Körper wirkt ferngesteuert, die Patient:innen laufen ziellos durch die Gegend.
Typisch hierfür ist auch der Starrezustand: Patient:innen können bei vollem Bewusstsein stundenlang regungslos in einer ungewöhnlichen Pose verharren, ohne auf ihre Umwelt zu reagieren oder zu sprechen (Mutismus).
Diese Ausprägung der Schizophrenie kommt heute nur noch selten vor. Man geht davon aus, dass mit dem heutigen Stand der Medizin die Wirkung der Medikamente einen Fortschritt erlangt hat.
Was sind die Ursachen für Schizophrenie? – auf der Skala von „möglich bis wahrscheinlich“
Experten sind sich einig, dass mehrere Komponenten zusammenwirken müssen, um eine Schizophrenie hervorzurufen:
- Erbanlage: Nicht die Krankheit Schizophrenie, sondern die Erbanlage dieser Psychose scheint vererbbar zu sein
- Einflüsse der Umgebung: Schizophrenen Menschen gelingt es nicht, eine gesunde Distanz zu ihrer Umgebung zu wahren. Das kann durch genetische Veranlagung, Gehirntraumata, Kindheitstraumata, Stress oder Drogenkonsum begünstigt sein
- Gehirnstruktur: Schizophren weisen eine andere Gehirnstruktur als gesunde Menschen auf. Das belegen klinische Studien. Inwieweit sich diese Veränderungen im Gehirn widerspiegeln, z.B. dort, wo unser emotionales Verhalten kodiert wird, ist noch nicht erforscht
- Botenstoffe: Die Transportmittel zwischen unseren Zellen leiten Informationen weiter, übertragen Signale und üben eine wichtige Rolle hinsichtlich unseres Hormonhaushaltes aus. Bei Schizophrenen lässt sich ein Überschuss am zentralen Botenstoff Dopamin nachweisen. Serotonin und andere Botenstoffe scheinen bei den Störungen eine Rolle zu spielen
Die Krankheit macht sich erst bemerkbar, wenn es zu Schicksalsschlägen oder unerwarteten Ereignissen kommt, mit denen die betroffene Person nicht umgehen kann. Ebenso kann Drogenkonsum eine Schizophrenie auslösen. Meist ist nicht ein Faktor für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich, sondern mehrere Faktoren zusammen.
Auch Drogenkonsum kann ein Auslöser der Schizophrenie sein.
Unser Gehirn bestimmt u.a. wie wir unsere Welt wahrnehmen. Bei Schizophrenie-Patient:innen produziert das Gehirn zu viel Dopamin, das verursacht, dass Informationen und Reize ungefiltert das Gehirn erreichen. Es wird für den Betroffenen unmöglich, Informationen korrekt zu verarbeiten und zu unterscheiden, was wichtig–unwichtig oder wahr–falsch ist. Das führt zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Über die Ursachen der Schizophrenie hat die Forschung bis heute keine Antworten. Es wird angenommen, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, wie chronischer Stress oder Drogenmissbrauch.
Viele Schizophrenie-Patient:innen leiden auch unter Depression oder Sucht. Vor allem unter jungen Patient:innen gibt es viele, die regelmäßig Cannabis konsumieren. Aktuelle wissenschaftliche Forschungen vermuten, dass Cannabis Schizophrenie auslösen kann, bzw. den Ausbruch begünstigt, wenn die Patient:innen erblich vorbelastet sind. Auch Symptome wie Herzrasen, Durchfall oder Verstopfung sowie eine beeinträchtigte geistige Leistungsfähigkeit sind festzustellen.
Schizophrenie-Symptome brauchen Zeit, die Diagnose auch.
Ärzte sprechen erst von Schizophrenie, wenn die beschriebenen Symptome mindestens vier Wochen oder länger bestehen. In einem detaillierten Anamnese-Gespräch werden Betroffene befragt. Wenn möglich, werden auch Familienangehörige einbezogen, da der/die Patient:in selbst manche Symptome nicht bewusst wahrnehmen.
Um weitere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, werden auch Zusatzuntersuchungen durchgeführt.
Diagnose Schizophrenie – Wie geht es nun weiter?
Für den Patienten wird zunächst ein individuelles gesamttherapeutisches Konzept erstellt. Das Ziel: Die Symptome lindern und den Patient:innen ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
Wie wird eine Schizophrenie behandelt?
Die Therapie für Schizophrenie besteht aus drei Säulen
Säule 1: Medikamentöse Behandlung – Medikamente sollen die Botenstoffe im Gehirn wieder ins Gleichgewicht bringen. Die Behandlung zielt einmal auf die akute Phase, aber auch auf Langfristigkeit, um in Zukunft akute Schübe zu verhindern.
Säule 2: Psychotherapie – Sie soll die betroffene Person langfristig stabilisieren und stärken. Selbsthilfestrategien können hier entwickelt und soziale Kompetenz trainiert werden.
Säule 3: Aktive Teilnahme am Leben – Patient:innen sollen ein möglichst eigenständiges Leben führen. Betreuer:innen und Therapeut:innen motivieren Betroffene u.a. Kontakte zu knüpfen – etwa in Begegnungsstätten.
Abhängig vom Krankheitsverlauf und Behandlungsziel werden die Säulen bei Patient:innen individuell gewichtet. Bei milderen Verläufen werden Patient:innen ambulant behandelt. Meistens erfolgt die Behandlung zunächst in einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik oder in der Tagesklinik.
Eine Behandlung setzt sich im Wesentlichen aus drei Säulen zusammen:
1. Medikamente
Um psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen zu mildern, werden im akuten Schub Medikamente eingesetzt. Welches Medikament eingesetzt wird, entscheiden Ärzte bei jedem Patient individuell. Die Medikamenteneinnahme muss vom behandelnden Arzt begleitet werden, denn sollte der gewünschte Effekt nicht eintreten, kann ein Medikamentenwechsel nötig sein.
Ob die Medikamenteneinnahme erforderlich ist und wie lange diese dauert, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Die medikamentöse Behandlung kann für ein paar Jahre oder auch dauerhaft zum Einsatz kommen. Auf eigene Faust soll ein Medikament aber nicht abgesetzt werden, sondern immer nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt.
2. Psychoedukation und Psychotherapie
Schizophrenie verstehen, ist der erste Schritt in die richtige Richtung! Hierbei sollte nicht nur der Betroffene, sondern auch ihre Angehörige nach Möglichkeit einbezogen werden. Durch sogenannte Psychoedukation lernen Betroffene die Krankheit und die dazugehörigen Symptome kennen. So können Anzeichen eines Rückfalls schneller erkannt und Hilfe gesucht werden.
Fundierte Informationen über die Krankheit sind für Betroffene und auch Angehörige von großer Relevanz.
Angestrebt wird ein selbstverantwortlicher Umgang mit der Schizophrenie. Eine wichtige Basis dafür ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Betroffenen und Therapeut:innen. Durch die Psychotherapie verbessern sich nicht nur die Symptomatiken, sondern auch die sozialen Fertigkeiten der Betroffenen.
3. Soziotherapie und Rehabilitation
Eine Soziotherapie hilft Patient:innen dabei, eine Tagesstruktur aufzubauen und mehr Halt im Alltag zu finden. Ziel der soziotherapeutischen Methoden ist es, dass Patient:innen ein möglichst eigenständiges Leben führen können. Betreuer und Therapeuten stehen Patient:innen zur Seite beim Strukturieren ihres Tagesauflaufs, Planung der Alltagsaufgaben, wie Einkaufen, Erledigungen im Haushalt, etc. Ebenso bekommen Patient:innen in dieser Phase Hilfe bei der Gestaltung ihrer Freizeit und Kontakte zu knüpfen.
Wenn möglich, soll die betroffene Person wieder in die Arbeitswelt eingegliedert werden. Hier gibt es verschiedene kurzfristige und langfristige Möglichkeiten, wie etwa Rehabilitationsmaßnahmen oder Selbsthilfegruppen.
Hilfe! Ich bin ein Angehöriger
Mit der Erkrankung der Betroffenen sind auch die Angehörigen und Freunde betroffen. Ihre Fragen und Hilflosigkeit können in speziellen Selbsthilfegruppen für Angehörige beantwortet und aufgefangen werden. Hier ein paar Tipps:
- Kontakt halten: Auch wenn Betroffene sich von allem zurückziehen, versuchen Sie den Kontakt aufrechtzuerhalten
- Begleitung anbieten: Seien Sie offen und gehen Sie dem Patienten nicht aus dem Weg. Bieten Sie ihm Begleitung und Unterstützung an
- Positiv bleiben: Schaffen Sie eine positive Stimmung und Atmosphäre. Seien Sie verständnisvoll, das wirkt sich gut auf den Patienten aus
- Hilfe annehmen: Nehmen Sie auch Hilfe an und machen Sie bei Bedarf eine Therapie
Gegen das Stigma
Betroffene und Angehörige müssen leider noch immer gegen Diskriminierung und Vorurteile kämpfen – etwa, dass alle an einer Schizophrenie erkrankten Menschen weniger intelligent, gewaltbereit oder unberechenbar seien. Nicht zuletzt deshalb behalten Erkrankte die Diagnose „Schizophrenie“ für sich. Aus Angst, aufgrund ihrer Krankheit „abgestempelt“ zu werden, von anderen abgewertet und benachteiligt zu werden, ziehen sie sich zurück. Obwohl Sie selbst oft sehr wenig über Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten ihrer psychischen Erkrankung wissen.
Viele vermeiden die Möglichkeit, mit Medizinern, Fachleuten oder in einer Klinik über ihr persönliches Erleben und ihre Gedanken zu sprechen. Andere wiederum betonen, dass erst die Diagnose es ihnen ermöglicht hat, ihre Situation besser zu verstehen, die eigenen Beschwerden ernst zu nehmen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
In den letzten Jahren haben sich verschiedene Initiativen zum Ziel gesetzt, das Stigma der Schizophrenie zu überwinden, um über die Krankheit aufzuklären und sich für Betroffene und ihre Angehörigen einzusetzen. Als Beispiel sei “BASTA – das Bündnis für psychisch erkrankte Menschen“ genannt. Es ist Teil des weltweiten Programms „Open the Doors“ für Menschen mit Schizophrenie.