Allgemein

„Achtung: Kräuterhexe!“

Pflegefachkraft Heike Polster und ihre Kollegin Katja Weidlich bieten auf der Station 1 Aromapflege an.

Wahrscheinlich ist den meisten unbekannt, wie durch das wohl dosierte Einsetzen von ätherischen Ölen unser Wohlbefinden verbessert werden kann. Auf der neurologischen Station 1 bindet Heike Polster seit zwei Jahren ätherische Öle als Aromapflege in ihre Arbeit ein. Was genau ist darunter zu verstehen?

06.10.2023 | Allgemein

Heike Polster, Pflegefachkraft der Station 1, bezeichnet sich selbst als „Kräuterhexe“. Sie hat sich ihr Lebtag lang für die mittelalterliche Medizinhistorie interessiert und besonders mit der Phytotherapie, der Arbeit mit Heilpflanzen, beschäftigt.

Im Laufe ihrer nun schon 30 Dienstjahre auf der Neurologischen Station ist ihr mehr und mehr aufgefallen, dass die Bedürfnisse der Patient:innen sich vermehrt Alternativtherapien zuwenden. Aus diesem Grund hat sie vor rund sechs Jahren begonnen, die Aromapflege in ihre Arbeit zu integrieren, welche jetzt schon zu einem festen Bestandteil dieser geworden ist. Dank der schier unendlichen Möglichkeiten, die sich einem durch Einreibungen, Hautpflege, Inhalation, Raumbeduftung und vielem mehr erschließen, stellt sich die Anwendung im Alltag (auch) keinesfalls als Problem dar.

Die Aromapflege ist ein Bereich der Phytotherapie und arbeitet zum einen mit hochkonzentrierten komplexen Pflanzenessenzen, den bekannten ätherischen Ölen, und zum anderen mit Hydrolaten, sogenannten Pflanzenwässern, die bei der Wasserdampfdestillation, der häufigsten Herstellungsmethode ätherischer Öle, entstehen.

Da diese meist zur direkten Anwendung am Körper bestimmt sind, verwendet die Aromapflege ausschließlich reine, hochwertige ätherische Öle in absoluter Niedrigkonzentration (bis 3-prozentig). Das heißt, sie werden in fette Trägeröle gemischt oder mittels Milch, Honig, Salz oder Zucker emulgiert. Hydrolate werden pur benutzt.
Die Aromapflege sei hier nicht zu verwechseln mit der Aromatherapie, bei welcher die Ölmischungen über 3% liegen und daher eine ärztliche Anordnung sowie eine ausdrückliche Einverständniserklärung des Patient:innen bedürfen und somit nicht mehr in Eigenverantwortung des Pflegepersonals liegt.

Ziel der Aromapflege ist die Stärkung des Wohlbefindens und der Zufriedenheit der Patient:innen im Genesungs- und auch im Sterbeprozess. Das eigene Wirkspektrum der Öle gewährleistet auf körperlicher sowie seelischer Ebene eine ganzheitliche Pflege. Mit dieser Methode ist es zudem möglich, die Pflege auf jede:n Patient:in individuell anzupassen und diese/n zu beraten, ohne auf festgelegte Standards zurückgreifen zu müssen. Da keine ärztliche Anordnung notwendig ist, stellt die Aromapflege eine Erweiterung der Pflegeinterventionen dar.

Doch wie wird die Aromapflege in die Pflege eingebunden? Am häufigsten kommen, mithilfe des Diffusors, die Raumbeduftung sowie die einfache Inhalation mittels eines Kosmetik- oder Taschentuchs zum Einsatz, welches mit dem ätherischen Öl präpariert/vorbereitet wurde. Die Öle sprechen dabei unterschiedliche Befindlichkeiten an und wirken anregend, ausgleichend, während der Erkältungszeit luftdesinfizierend und können sogar in Palliativsituationen eingesetzt werden. Daneben können Einreibungen oder Auflagen bei Schmerzen, Erkältung, Übelkeit, Kopfschmerzen, Harnwegsinfekten, zur Hautpflege und Prophylaxen im Rahmen der Körperpflege hilfreich sein. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit der Teilbäder bei Restless Legs, Missempfindungen oder Hypotonus. Auf der Station sind das Aconit Schmerzöl sowie Lasea Beruhigungs-Kapseln zu einer festen Institution der täglichen Stationsarbeit geworden.

Und das kommt gut an: Patient:innen, die Alternativen zu Medikamenten suchen, sind begeistert von den Ölen und deren Wirkung und fragen täglich nach Wiederholung der jeweiligen Anwendungen. Häufig ergeben sich auch Beratungsgespräche, in denen sich Patient:innen Tipps für die Fortführung der Aromapflege im häuslichen Bereich holen. Von den Anwendungen profitieren palliative Patient:innen, Parkinson- sowie Schmerzpatient:innen.

Und nicht nur die Patient:innen kommen in den Genuss von Linderung und Besserung, auch die olfaktorische Atmosphäre auf der Station hat sich verbessert.